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Ösien, im August 2007. Die Streitkräfte, nach dem Großen Krieg vor etwas mehr als 50 Jahren zur protokollgemäßen Begrüßung von Staatsbesuchern gegründet, gehören heute zu den tüchtigsten des ganzen Kontinents: Keine andere Armee kann beim Schaufeln von Erdmassen nach Hochwasser- und anderen Katastrophen mit den ösischen Garden mithalten. Bei internationalen Militärwettkämpfen sind sie immer auf den ersten Rängen zu finden − niemand wirft den Spaten mit solcher Anmut, füllt den Sandsack mit derartiger Verve.


Verantwortlich für diese Erfolgsgeschichte sind die jeweiligen, an militärischem Geschick kaum mehr zu übertreffenden Verteidigungsminister. Für diese Funktion kommen in Ösien laut Verfassung nur Untaugliche oder − im allerbesten Fall − Wehrdienstverweigerer in Frage. Sie zeichnen sich über alle Parteigrenzen hinweg neben ihrem clausewitzhaften militärischen Verständnis vor allem durch eine glückliche Hand bei Beschaffungsvorgängen und eine an Geiz grenzende Sparsamkeit aus. So ist von den 1996 um stolze 500 Millionen Euronen gekauften Panzern nach zehn Jahren nur etwa die Hälfte übungshalber zum Einsatz gekommen, der Rest verrostete im Freien. Als Beitrag zum Weltfrieden wurde beschlossen, die Rostlauben zu entsorgen und zu Pflugscharen einzuschmelzen.

Gründlich ausgemustert wurden kürzlich auch alle 2cm-Fliegerabwehrkanonen, weil sie laut Expertenmeinung keine modernen Flieger mehr abwehren können. Dass damit der Infanterie ihre bislang wichtigste mittelschwere Erdkampfwaffe fehlt, ist ein läppischer Kollateralschaden, der auf Umwegen den zahlreichen Militaria-Sammlern viel Freude bereitet: Die kurz zuvor noch aufwendig an Motoren und Getrieben restaurierten Dreiachs-Pinzgauer, die der abmontierten FlAK als Lafetten dienten, werden nun über das Dorotheum billig aus dem Heeresdienst ausgeschieden.

Das wahre Genie und Kostenbewusstsein der ösischen Verteidigungsminister zeigt sich aber am Beispiel des aktuellen Kaufs einiger so genannter Abfangjäger vom Typ Eurofighter: Wenn nach Meinung der Militärexperten 24 Flugzeuge den ösischen Luftraum optimal sichern, sind 15 Flieger sicher noch viel optimaler, weil sie sich ja gegenseitig weniger im Weg sind, dachte der neue Militärchef, als bekennender Zivildiener von Anfang an ein Liebkind der Generalität.

Mit den dazu angeschafften, waffensystemfremden Sparraketen ist der ösische Eurofighter genau genommen kein Jagd-, sondern nur mehr ein Pirschflugzeug. Die folgerichtig von Luftwaffe in „Luftwacht“ umbenannten Militärflieger arbeiten nun an alternativen Methoden des Luftkampfs wie dem gezielten Spatenwurf aus dem Cockpit und dem gefürchteten Sandsack-Bombardement − siehe oben.

Die ganze Schlagkraft der ösischen Abschreckungsstrategie wird allerdings am jüngsten Kompetenzstreit deutlich: Verteidigungs- und Innenminister schieben sich gegenseitig die Zuständigkeit für den Abschussbefehl im Ernstfall − etwa einem Terroranschlag mit einem gekaperten Flugzeug − zu. Die ösische Lösung: Die beiden jeweils Dienst habenden Portiere der Ministerien sollen sich den Befehl ausschnapsen. Die Terroristen sind angehalten, bis dahin in der Warteschleife zu fliegen.

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