Maskirovka ist eine russische Armeedoktrin und bezeichnet einen großen Werkzeugkasten mit Maßnahmen zur militärischen Irreführung. In der Disziplin Tarnen&Täuschen sollen die Russen wahre Meister sein.
Wagen wir ein kleines Gedankenexperiment: Wäre ich ein kleiner, durchgeknallter Diktator, der ein früheres kommunistisches Weltreich wiedererrichten wollte, dann stünde ich vor dem Problem, dass die versammelten Gegner, sagen wir, in Europa und, sagen wir, geeint in der NATO mit Ausnahme von Atomwaffen militärisch deutlich überlegen sind. Ich kann sie also mit konventionellen Mitteln nicht direkt angreifen, und bei unkonventionellen Methoden bekomme ich nuklearen Ärger mit den USA.
Ich könnte aber unter abenteuerlichen Behauptungen, in denen zwar ein Körnchen Wahrheit, aber noch viel mehr Irrsinn steckt, in ein ohnehin vom Gegner politisch unterwandertes Nachbarland einmarschieren und dort einen „Abnutzungskrieg“ anzetteln. Dann lasse ich meine dritte Armeegarnitur antreten, ohne teure Kampfjets, dafür mit iranischen Drohnen und Uraltpanzern, frischgefangenen Rekruten, Gefängnisinsassen und Söldnertruppen und tue so, als würde Russland trotz aller Bemühungen nicht mehr Kampfkraft mobilisieren können. Ich würde mich mit dem verlorenen Vorstoß gegen Kiew blamieren, meine Desinformationsbataillone würden dafür sorgen, dass der Westen über mich lacht: über meine strategischen Schwächen, die schlechte Ausrüstung, die unfähigen Generäle, die bodenlose Korruption, in der angeblich meine vielen Rüstungsmilliarden verschwunden sind.
Ich würde mich sogar – zum Beispiel in Cherson – zurückziehen, um den Gegner anzuspornen, diesen Abnutzungskrieg weiter zu führen, ihm Anlass geben, über die Rückeroberung des Donbass, ja sogar der Krim zu spekulieren. Denn das einzige, was sich tatsächlich abnutzen würde, wären die ohnehin wegen der jahrzehntelangen gemeingefährlichen Sicherheitspolitik vieler europäischer Staaten äußerst knapp bestückten Waffenarsenale des Westens. Um deren Dimensionen einschätzen zu können, bräuchte ich nicht einmal Geheimdienstinformationen, denn westliche Militärs würden ganz offen in den Medien darüber klagen, dass ihnen bald Munition und Gerät ausgehen würden. Und während mich die woken westlichen Medien niederschreiben als todkrank, geistig verwirrt, kurz vor der Absetzung, leistet meine fünfte Kolonne aus linken Friedensaktivisten, bezahlten Meinungsmachern und publicitygeilen Möchtegernmultiplikatoren in potentiellen Feindstaaten wie Deutschland ganze Arbeit in der Zersetzung allfälliger Reste gesellschaftlicher Widerstandsfähigkeit.
Deshalb lasse ich als kleiner, durchgeknallter Diktator diesen Konflikt noch eine Weile köcheln, denn ob dabei ein paar Zehntausend russische oder tschetschenische Söldner mehr ins Gras beißen, kümmert mich in bester russischer Militärtradition wenig. Wichtig ist nur die Maskirovka: Sie führt verlässlich dazu, dass Westeuropa in seiner Verblendung, Arroganz, Sattheit und Unvorsichtigkeit übersieht, dass seine eigene, ohnehin unter der Illusion der Friedensdividende ausgezehrte Wehrfähigkeit mit jedem Monat, mit jeder Waffenforderung Selenskis weiter dramatisch sinkt. Die warnenden Winke der USA werden ignoriert, wie schon damals, als sich die größte Industrienation Europas freudig in die Knechtschaft von russischem Erdgas begeben hat.
Und wenn die Zeit gekommen ist, die Maske fallenzulassen, steht den kaum mehr einsatzfähigen europäischen NATO-Verbänden die bisher im Verborgenen gehaltene, echte russische Armee gegenüber mit all jenen furchteinflößenden Waffensystemen und kampfkräftigen Einheiten, die man bisher in der Ukraine nicht gesehen hat.
Denn was dort geschieht, ist vielleicht nichts als eine gigantische маскировка.
Tja, die Erde ist eine Scheibe und die Chemtrails zeigen Wirkung.