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Was südlich der Alpen bereits für Entsetzen sorgt, wird auch Kärnten und die größte Beckenlandschaft der Ostalpen, das Klagenfurter Becken, nicht verschonen: Der Klimawandel ist angekommen.

Wetteranomalien, die an der nördlichen Adria zu austrocknenden Flüssen, Quallenplagen und ausgedehnten Waldbränden führen, werden auch Kärnten immer mehr und längere Hitzewellen bescheren: viermal so viele Hitzetage (>30ºC), zehnmal so viele Tropennächte (>20ºC). Die aufgeheizte, energiereiche Atmosphäre entlädt sich in schweren Unwettern davon kann der Raum Villach schon ein (trauriges) Lied singen.

TOURISMUS IN GEFAHR

Die trotz der Sturzregen fehlenden Niederschläge verursachen einen Wassermangel, der die Land- und Forstwirtschaft, die Energiegewinnung aus Wasserkraft, die Trinkwasserversorgung und den Tourismus massiv betreffen wird: Im Winter wird unter 2000 Metern Seehöhe weniger Schnee fallen, auch die künstliche Beschneiung funktioniert aufgrund hoher Temperaturen nur eingeschränkt; im Sommer wird es oft sehr heiß bzw. gewittrig, die Wasserqualität der Seen nimmt ab, Wanderungen werden anstrengender, hohe Bergtouren gefährlicher.

Diese Entwicklung ist kein Szenario mehr, sondern absehbare Zukunft: Die Erwärmung und der damit verbundene Klimawandel sind laut Analysen von Experten bis zum Jahr 2050 nicht mehr vermeidbar, erst dann macht das Gelingen der Energiewende — allerdings signifikante — Unterschiede.

KLIMASCHUTZ MARKE „STERN DES SÜDENS“

Kärnten verfügt über natürliche Ressourcen, die bevorstehenden oder schon im Gang befindlichen Veränderungen für Mensch und Wirtschaft bewältigbar zu machen: Den regionalen Wasserreichtum, der auch den trockeneren Gegenden zugutekommen muss („Kärntner Wasserschiene“) und vielleicht sogar eines Tages zum Exportschlager wird (z.B. nach Oberitalien, wo den Urlaubern angeblich schon die Duschen abgedreht werden); die dadurch vorhandene Wasserkraft, die durch einen Effizienzschub bei bestehenden kleineren Anlagen und die Errichtung neuer, vor allem Speicherkraftwerke als Ausgleich für die volatile Windkraft und Photovoltaik, optimiert genutzt werden kann; die Biomasse im zweitwaldreichsten Bundesland Österreich, die stärker gefördert (im doppelten Sinne: öffentlich unterstützt und aus dem Wald geholt) werden muss. Und all das verbunden mit der Chance, das heute schon herausragende Know-how der südösterreichischen Unternehmen in Sachen „Green Tech“ europaweit bekannt und berühmt zu machen. Damit aus der Krise doch noch die berühmte Chance werden kann.

SCHEITERNDE SPEZIES

Aber wer das heutige Interview der Kärntner Umweltlandesrätin Schaar mit Uwe Sommersguter in der Kleinen Zeitung liest, hat kaum die Hoffnung, dass den politisch Verantwortlichen der Ernst der Lage auch nur annähernd bewusst ist. Da hat offenbar ein Kärntner Energiegipfel mit Experten und Unternehmern vergangene Woche nicht gereicht, um die weltanschaulichen Scheuklappen zu entfernen und den Blick offen auf die wahre Dimension der Herausforderung zu richten, vor die sich die Spezies Mensch selbst gestellt hat. Und an der sie — zumindest bisher — krachend scheitert.

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