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Der Onkel aus Amerika sorgt für Stimmung beim Zeltfest, das die meisten Ösier für Politik halten. Halt, werden kleingeistige Naturen rufen, der kommt aus Kanada. Dabei ist das erstens für die Geschichte ganz gleich und zweitens heißt der ganze Kontinent so. Der Franz aus der Steiermark ist also als junger, tatkräftiger Bursche in die Welt hinausgezogen und als reicher alter Mann heimgekommen. Dass für viele seine Heimkehr zur Heimsuchung wird, sagt ein bissl was über den Herrn Strohsack und ganz viel über die intellektuelle Miniatur der ösischen Politik.

In den vielen Jahren in der Ferne hat Franz ein paar Eigenschaften angenommen, die man hierzulande als typisch amerikanisch bezeichnen würde: Er denkt und spricht lieber in großen Zusammenhängen, als sich zu viel mit meist hinderlichen Details aufzuhalten. Er bleibt lieber an einer vor guter Laune, ausgeprägtem Optimismus und einer ordentlichen Portion Pathos schillernden Oberfläche, als sich allzu sehr in die deprimierenden Niederungen des Daseins zu begeben. Und er wählt im Zweifelsfall lieber die direkte Rede, als sich in den zum Tarnen und Täuschen verwobenen Wortgespinsten der drei urösischen Hofräte Vorsichtl, Hinsichtl und Rücksichtl zu verfangen. Dass es dem Herrn Bucher an ordentlichen Testikeln gebricht – was keineswegs eine medizinische Diagnose sein soll, sondern lediglich seine politische Potenz bildhaft darstellt –, hat man in dieser Form zumindest in der offiziellen politischen Auseinandersetzung in Ösien noch nicht oft gehört. Nicht im Interesse des gesellschaftlichen Niveaus, aber aus Sicht des Unterhaltungswertes ist Herrn Strohsack schon für diese Belebung des innenpolitischen Diskurses durchaus zu danken.

Das wahrhaft Tragische an dieser ösischen Variante von Dürrenmatts „Besuchs der alten Dame“ ist nicht die hemdsärmelige Ausdrucksweise eines Autobauers, ist nicht der schleichende Tod des BZÖ durch personelles Verbluten, nicht der mediale Aufschrei, der reiche Onkel aus Kanada würde die ösische Politik kaufen – das tut er, wenn überhaupt, mit seinen eigenen Millionen, was doch schon viel sympathischer ist als die übliche ösische Praxis, die Wähler mit ihrem eigenen Geld für dumm zu verkaufen; die aktuelle Inseratenaffäre rund um den Bundeskanzler beweist, wie hier Wählerbeeinflussung in großem Stil mit öffentlichen Mitteln betrieben wurde. Es geht auch nicht darum, welches politische Gruselkabinett Stronach bis jetzt hinter sich versammelt hat.

2010 war Stronach noch ein Ausgezeichneter: Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner verlieh dem Gründer des Autokonzerns Magna das Große Goldene Ehrenzeichen mit dem Stern für Verdienste um die Republik Österreich – die höchste Auszeichnung, die die Republik zu vergeben hat. (Foto: BMWFJ/Magna)

Die wahre Tragik ist die Art, wie die angeblich etablierten und ehemals auch großen Parteien SPÖ und ÖVP auf den reifen Jungpolitiker Stronach reagieren: Kopflos, ideenlos und würdelos. Wie groß muss die Angst dieser politischen Parteien sein, wenn sie mit offen gezeigter Brutalität einen Untersuchungsausschuss des Parlaments zum Schweigen bringen, um weitere Aufdeckungen zu verhindern? Dass der Bundeskanzler kein Interesse an peinlichen Untersuchungen seiner ungewollt fremdfinanzierten Öffentlichkeitsarbeit hat, ist äußerst unschön, doch immerhin nachvollziehbar. Warum aber hat sich die ÖVP zum Schergen der Ausschuss-Hinrichtung machen lassen? Gibt es vielleicht neben den bereits im grellen Licht Scheinwerferlicht exhumierten noch weitere Leichen im Keller der Christlich-Sozialen? Oder welcher dunkle Deal war wichtiger als die Wahrheit über die offenbar im koalitionären Feuchtklimat allerorten wuchernde Korruption? Sind es tatsächlich die Details zur Eurofighter-Anschaffung, die um jeden Preis – auch den der eigenen politischen Glaubwürdigkeit – unter  der Decke gehalten werden müssen?

Wenn dann auch noch bei der Budgeterstellung ein kleiner „Irrtum“ (© Staatssekretär Ostermayer) passiert und die Bundesregierung die ohnehin vor kurzem exorbitant erhöhte Parteienförderung noch einmal hinaufschnalzt, dann könnte es sein, dass Stronach bei der nächsten Wahl doch nicht antritt: Gegen solche Jausengegner macht dem ambitionierten Sportsmann das Spiel sicher keinen Spaß.

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