Der Ex-Volksbanken- und Ex-Hypo-Chef als Fanal alpenrepublikanischer Verkommenheit: Mehr als drei Millionen Euro für zehn Monate Arbeit hat Franz Pinkl in Kärnten abkassiert, während die Steuerzahler immer neue Milliarden für das Überleben der Bank zahlen müssen.
Um es vorwegzuschicken: Es geht hier nicht um den Menschen Franz Pinkl, den kenne ich nicht und vielleicht ist er ein netter Bursche, privat beim Wandern und am Griller. Worum es geht, ist das Phänomen Pinkl als Symbol eines gesellschaftlichen Niedergangs, der zur Brandrodung des sich und anderen unerträglich gewordenen politischen Establishments führen wird, und fast ist man als konservativer Christenmensch sogar versucht, zu sagen: Gott sei Dank.
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„Wenn die Ebbe kommt, wird man sehen, wer keine Badehose trägt.“ Franz Pinkl, profil online, 17.1.2009 |
Der Pinkl ist zehn Jahre älter als ich, also 56, und hat nach der Hauptschule und der Handelsschule 1973 bei der Volksbank Niederösterreich angefangen. Eher unauffällig hat er es dann bis 2002 zum Vorsitzenden des Aufsichtsrates der Österreichischen Volksbanken-AG gebracht; als Vorstandsvorsitzender Thalhammer zwei Jahre später bei einer Gesundenuntersuchung tot vom Ergometer kippt, schlägt Pinkls große Stunde: Er wird Generaldirektor. Sie währt aber nur bis zur großen Krise, denn genau in dem Moment, als die ÖVAG riesige Verluste einfährt und samt Kommunalkredit um viele Milliarden vom Steuerzahler aufgefangen werden muss, bricht für den de facto Gescheiterten eine neue Ära an: Zur großen Überraschung einer ganzen Branche folgt der farblose Pinkl dem bunten Thilo Berlin mit einem satten Fünfjahresvertrag auf dem Thron der bereits schlingernden Hypo-Alpe-Adria-Group. Es ist Juni 2009. Am 14. Dezember, ein halbes Jahr darauf, wird die Hypo notverstaatlicht, sonst würden Haftungen des Bundeslandes Kärnten von etwa 20 Milliarden Euro schlagend. Die Folgen: unvorstellbar.
Zu Pinkls fragwürdiger persönlicher Leistungsbilanz sind noch jene 61 Millionen Euro hinzuzurechnen, die der nicht entlastete Aufsichtsratschef der Kommunalkredit – derzeitiger Schaden für den Steuerzahler: 4,5 Milliarden Euro – laut „Wirtschaftsblatt“ vom 9.6.2010 allein 2009 für Beraterleistungen ausgegeben hat. Vielleicht ist auch deshalb im März 2010, nach nur zehn Monaten, das Gastspiel Pinkls in der Hypo-Arena schon wieder vorüber – und eine Abfertigung von 4,5 Millionen Euro fällig. Aufgrund großen medialen Drucks und vielleicht auch, weil er ein netter Bursche ist, beim Wandern und beim Grillen beispielsweise, lässt sich Pinkl herunterhandeln – eine Art Patriotenrabatt, wie die Kärntner sagen – und nimmt nach Medienberichten nur 1,9 Millionen mit. Insgesamt, also während seiner Zeit an der Hypo-Spitze, mit zusätzlich sechs Monaten Kündigungsfrist (250.000 Euro), der Abgeltung der vereinbarten Konkurrenzklausel (250.000 Euro), einer „Wechselprämie“ – als hätte man Pinkl ködern müssen, die sinkende ÖVAG zu verlassen – von weiteren 250.000 Euro und einer Dotierung der Pensionskasse in selbiger Höhe hat Herr Pinkl für rund zehn Monate Arbeit bei der Hypo-Bank zwischen also drei und dreieinhalb Millionen Euro bekommen – während bisher mindestens 1,7 Steuermilliarden im Bermuda-Dreieck zwischen Kärnten, Bayern und dem Balkan verschwunden sind und offenbar noch weitere Milliarden folgen werden. Bricht man der Einfachheit halber drei Millionen Euro auf 300 Tage der Ära Pinkl herunter, hat der Haupt- und Handelsschüler 10.000 Euro kassiert – pro Tag. Was wird der Mann erst wert sein, wenn er sein Harvard-Studium (Wirtschaftsblatt, 25.3.2011) abgeschlossen hat?
Dass der Herr Pinkl das Geld genommen hat und wahrscheinlich heute noch täglich – je nach Charakter – eine Stunde in den Keller lachen geht oder in die Kirche, ein Kerzerl anzünden, sollten wir ihm bei allem gerechtfertigten Neid nicht vorwerfen. Aber jene, die es ihm in österreichischer Manier in einer Mischung aus Unfähigkeit, Schlamperei und Vorsatz ermöglicht haben, gehören vor den Vorhang gezerrt und bei ihrem Namen genannt. Wirtschaftsblatt, 9. Juni 2010: „Genehmigt wurde der umstrittene Vertrag von den damaligen Hypo-Eigentümern BayernLB, Grawe und Land Kärnten, wie Fragesteller und SPÖ-Landtagsabgeordneter Herwig Seiser kritisierte. Sowohl Josef Martinz als Aufsichtsratsvorsitzender der Landes Holding und Harald Dobernig als Eigentümervertreter des Landes hätten die Entscheidung für Pinkl begrüßt.“
Lauter feine Pinkl eben.
Weiterführende Links:
http://wirtschaftsblatt.at/archiv/1187423/index
http://wirtschaftsblatt.at/home/nachrichten/oesterreich/1147545/index
http://www.foonds.at/article/8981/
http://wirtschaftsblatt.at/home/nachrichten/oesterreich/1132238/index