November 2009 – In Ösien ist der Fasching, die „närrische Zeit“, angebrochen. Nicht erst seit dem 11. 11. um 11.11 Uhr, sondern schon seit Jahren wird hier Politik auf dem Niveau einer Faschingssitzung geboten. Folgerichtig tritt auch der Bundeskanzler auf wie der Faschingsprinz Fidelius der Letzte, und was bisher nur die paar Älpler zwischen Arlberg und Leithagebirge wussten, verwundert seit kurzem sogar die europäischen Nachbarn: Dass ein Kanzler vor ausländischen Kameras eilig beteuert, die Namen seiner Vorgänger im Spiel um höchste EU-Positionen außerhalb Ösiens noch nie gehört zu haben – so viel provinziell kleinstkarierte Instinktlosigkeit hat man auch in dem an obskuren politischen Gestalten nicht armen Europa noch selten erlebt, Karneval hin oder her. Bla bla!
Diesem grundlegenden Missverständnis des Leitsatzes „Think global – act local“ dürfte der Kanzler schon zuvor bei der elenden Hervorbringung – von Geburt kann auch angesichts des Ergebnisses keine Rede sein – des ösischen Beitrags zur EU-Kommission aufgesessen sein. Offenbar nahm der Kanzler an, die Praxis der Postenbesetzung funktioniere auf europäischer Ebene ebenso wie auf dem gewohnten Wiener Bassena-Niveau, über das man sagt, glückliche Umstände könnten einen Menschen aus diesem Biotop herauslösen; niemals aber könne man die Bassena aus dem Menschen herauslösen. Nia gnua!
Wie unvergleichlich besser stünde die Alpenrepublik da, hätte sie einen ihrer unzweifelhaft Besten an die europäischen Schaltstellen der Macht entsandt: In der Provinzhauptstadt von Kakanig, dem wilden Süden Ösiens, ist ein derartiges Exemplar eines gleichermaßen Hoch- wie Multibegabten ins Licht der Öffentlichkeit gerückt. Es handelt sich um den Verwaltungsdirektor der (nach EU-Zählweise) „Mittelstadt“, der mit seinem Job als Chef der rund 1500 Magistratsbediensteten bei weitem nicht ausgelastet ist. Deshalb ist der Wundermann – im Nebenjob, quasi – auch noch Geschäftsführer der hiesigen Telekabelgesellschaft und Bezirksschuldirektor; ein beneidenswertes Multitalent mit einem anbetungswürdigen Zeitmanagement. Namla woll woll!
Dass solche Kapazitäten kosten, erschüttert nur Kleingeister: Deshalb durfte der Super-Manager eine früher erteilte Zulage auf die höchste Dienstklasse auch dann noch einheimsen, als er diese längst erreicht hatte. Als das aufflog: große Aufregung bei Bürgermeister, Stadtsenat und Gemeinderat; wüste Drohungen; rechtliche Prüfung; dann die Wende: juristisch alles einwandfrei; Aufatmen der Lokalpolitik: Wir sind nicht schuld, weitermachen! Im Vergleich zu Kakanigs Hauptstadt wirkt das berühmte Schilda wie eine Kommune voller Begabtenstipendiaten. Gluck gluck!
Dieser Eindruck erhärtet sich auch angesichts des neuesten kuriosen Einfalls: Die Stadt ist zwar so pleite, dass laut über eine Verdoppelung der Kindergartenbeiträge nachgedacht wird. Aber das konnte die Stadtregierung nicht davon abhalten, 350.000 Steuros (Steuer-Euros) für ein Open-Air-Eishockeyspiel in einem – ohnehin zutiefst finanzmaroden – Fußballstadion lockerzumachen.[1]
Fasching ist offenbar in Kakanig nicht die fünfte, sondern die einzige Jahreszeit. Wei Wei!
In dieses lustige Bild von Kakanig im der „närrischen Zeit“ passt fugenlos auch der Provinzkommandant (links), der unlängst „Willkommen in Kärnten“-Tafeln an den Grenzen zu den südlichen Nachbarländern Ösiens enthüllte. Ob sich die freundliche Geste den Gästen erschließt, muss bezweifelt werden: Die Tafeln sind nur in Deutsch beschriftet. Lei Lei!
[1] Die Kosten sollen durch den Ticketverkauf hereingebracht werden. Hi hi! (Faschingsgruß der Narren in Wien-Hietzing)
