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Juli 2008 – Der jungen Republik, erst jüngst durch das Platzen der Regierungskoalition aus Sozialisten und Christlich-Sozialen erschüttert, droht ein Rechtsruck. Allerdings nicht so sehr politisch, sondern vielmehr geographisch: Die Verhaltensweisen einiger heimischer Politiker verschieben Ösien aus dem Herzen Europas in den wilden Osten. Dort herrschen seit der berühmten, durch heftiges Klopfen mit dem Schuh auf das Pult unterstützten Rede eines russischen Staatsmannes vor den Vereinten Nationen bis zur Beinahe-Vergiftung eines Präsidenten andere Sitten als im verweichlichten Westen. Ost-Politik ist eine Angelegenheit für Männer, richtige Männer, die ihre Geschäfte nicht nur mit der Brechstange, sondern notfalls auch mit der Stoßstange betreiben.

 

Handschlagqualität

Das dürfte ein Polizist kürzlich am eigenen Leib erlebt haben, den der Obmann des Bundes zünftiger Ösier (BZÖ) mit dem Auto angefahren und verletzt haben soll. Es gilt die Unschuldsvermutung – für beide. Der Politiker, wenngleich von schmächtiger Statur, dürfte auch sonst einen kollisionsfreundlichen Politikstil bevorzugen, steht er doch im Verdacht, er habe im Zuge einer Wahlfeier einen politischen Mitbewerber von seinem Leibwächter verprügeln und aus dem Lokal werfen lassen. Zwar sind die Erinnerungslücken aller Anwesenden so unergründlich und tief wie die Tscheppaschlucht im Morgengrauen, doch Justitias Mühlen malen.

 

Autoverfahrer

Auch der zweite Mann an der Spitze der Zünftigen, dessen politische Bedeutung im Gegensatz zu seinem Namen recht klein ist, hat so seine Schwierigkeiten im korrekten Umgang mit dem Automobil. Einer Indiskretion aus dem engsten Umfeld des Parteisekretärs verdankt die Öffentlichkeit die erhellende Information, dass dieser einem missliebigen Parteifreund in Aussicht gestellt haben soll, ihn zu überfahren. Drübergefahren wird in der Politik öfter, so wörtlich hat das in Ösien aber bis jetzt niemand genommen.

 

Grenzgebiet

Ihren Meister finden die beiden Politrabauken aber im tiefen Süden der Republik, wo der ehemals mächtige Chef der zweitgrößten Partei Ösiens als Provinzkommandant sein Dasein im kakanischen Exil fristet. Die von ihm angeordneten Deportationen angeblich straffällig gewordener Asylwerber – darunter auch Kleinkinder – endete, wo Kakanig und Styria zusammentreffen: an der Grenze zwischen Genie und Wahnsinn. Die Deportierten seien freiwillig abgereist; allerdings nachdem man gedroht hatte, ihnen jegliche Unterstützung zu streichen. Welche Verbrechen den Asylwerbern zur Last gelegt werden – außer jenem der Asylwerbung -, wurde nicht bekannt.

 

Verkehrs-Politik

Aber nicht nur zur Menschlichkeit pflegt der Kommandant ein offenbar entspanntes Verhältnis, auch die gerichtsanhängigen automobilen Fehltritte seiner Parteikollegen lassen ihn kalt: Er finde es gut, wenn jemand mit seiner Stoßstange umzugehen wisse, beschied er das erstaunte Publikum in eindeutiger Zweideutigkeit.

Für ihn scheinen übliche Verkehrs-Regeln schon lange nicht mehr zu gelten.

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