Ösien, im März 2008 – Die junge Republik am Ende der Alpen macht derzeit eine der schwersten Krisen seit ihrer Gründung vor nur 90 Jahren durch. Amtsmissbrauch, Korruption und Freunderlwirtschaft sind an der Tagesordnung.
Aufpasser und Abhörer
So wird dem früher zweitwichtigsten Mann im ösischen Innenministerium vorgeworfen, betrunken einen Autounfall verursacht, im Bordell die Kreditkarte des Ministeriums verloren und diese Vorfälle über den Polizeiapparat vertuscht zu haben. Zur Strafe ist der Mann heute der Liebhaber der amtierenden Gesundheitsministerin. Seine Machenschaften sollen durch ein Netzwerk ehemaliger Militär- und Geheimdienstmitarbeiter im Ministerium möglich geworden sein, das sich zur „Behörde inkompetenter Agenten“ (BIA) verdichtete: Sie spionierte nach Lust und Laune hinter unbescholtenen Ösiern her und hörte wahllos Telefone ab. Die Doppel-Null-Agenten fliegen auf, als sie auf eigene Faust die Schwiegermutter eines Ex-Bundeskanzlers im Altersheim verhören, um an dessen Telefonnummer zu gelangen.
Wahl der Qual
Die Sozialisten wittern Morgenluft und haben deshalb nun einen parlamentarischen Untersuchungsausschuss gegen ihren eigenen Koalitionspartner, die Christdemokraten, eingesetzt. Daraufhin verlor ihre Kandidatin bei den Wahlen in der größten Provinz Ösiens Haus und Hof, während der konservative Amtsinhaber – der Onkel eines Ministers – seine absolute Mehrheit noch ausbauen konnte.
Die Angst der Bananen
Die Republik steht also politisch vor dem Abgrund, in Kakanig – dem wilden Süden Ösiens – ist man schon einen entscheidenden Schritt weiter: Bislang vier U-Ausschüsse in der laufenden Legislaturperiode gegen die „Orangen“, das regierende Bündnis zünftiger Ösier, machen die Provinz zum politischen Krisenherd Europas. Mittlerweile haben Länder wie Honduras, Nicaragua und Panama bereits ihre Sorge zum Ausdruck gebracht, ihren Status als „Bananenrepublik“1 an Kakanig zu verlieren.
Politischer Ausschuss
Der millionenschwere Untergang des Kulturprojekts „Seebühne“ und der heftig umstrittene Verkauf der landeseigenen Bank wurden unter lautem Getöse der Abgeordneten bereits geprüft – ohne jedes politisch relevante Ergebnis. Noch zu untersuchen sind die Finanzströme rund um die Kakanig Werbung, die unzählige Steuereuronen in den Kunstschnee einer deutschen Schihalle, über dubiose Mittelsmänner in den Rasen italienischer Fußballstadien oder für ein skurriles Kart-Rennen in den Wüstensand von Dubai gesetzt haben soll.
Danach soll sich ein weiterer U-Ausschuss mit der Pleite um ein von Kakanig gestiftetes Kinderdorf im Fernen Osten befassen. Es gibt zwar Fotos von Provinzkommandant Jogi Hajdar in Landestracht mit freudestrahlenden Waisenkindern, aber keinen Nachweis für einen Teil der investierten Spenden- und Steuergelder. Auch in diesem Projekt hatte ein intimer und in höchste Ämter gehievter Vertrauter Hajdars die Hände im Spiel. Unlängst wurde er verurteilt: Er hatte einen Bekannten seiner Frau bedroht, der danach von seinem Halbbruder zusammenschlagen wurde.
Die Bananenrepubliken können aufatmen: Kakanig ist eine Orangenrepublik2.
1 Als Bananenrepublik werden Länder bezeichnet, in denen Korruption und Bestechlichkeit bzw. allgemein staatliche Willkür vorherrschen oder denen diese Eigenschaften zugeschrieben werden. (Quelle: wikipedia.org)
2 Eine Verwaltungseinheit unter absolutistisch-feudalistischer Herrschaft mit geringfügiger demokratischer Behinderung durch andere politische Gruppen und Institutionen wie Parteien, Regierung oder Landtag. (Quelle: wortwerk.wordpress.com)