Win, im Oktober 2006. Der voll entbrannte Wahlkampf um die künftige Zusammensetzung des 183 Abgeordnete umfassenden Parlaments in Ösien dürfte weit über die Grenzen des kleinen Landes hinaus Aufmerksamkeit erregen: Die politisch ausgebooteten Reste der vor kurzem noch zweitstärksten Partei, der Frechen Polemiker Ösiens (FPÖ), haben angekündigt, die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) und ihre Wahlbeobachter zu Hilfe zu rufen. Der Auslöser für diesen Aufsehen erregenden Schritt − der Ösien auf eine Stufe stellt mit Weißrussland, Kasachstan, Aserbaidschan, Afghanistan oder Montenegro, wo die OSZE zuletzt im Einsatz war − ist der Umstand, dass bei der Abspaltung des „Bündnisses zünftiger Ösianer“ (BZÖ) von der FPÖ die neue Gruppierung alle Parlamentssitze und politischen Funktionen besetzt, der ursprünglichen Partei aber sämtliche Altlasten (finanzielle wie personelle) hinterlassen hat. Zu allem Überdruß verfügte kürzlich der mit zünftiger Behinderung de facto alleinregierende konservative Kanzler, dass das zünftige Bündnis den ehemals den Polemikern zustehenden Sitz in der Wahlkommission erhalten solle. Diese sehen einen „diktatorischen Bruch des Rechtsstaates“, fürchten „Wahlbetrug“ und kündigten einen „internationalen Hilfeschrei“ an.
Der Rosenkrieg wird auch deshalb mit unerbittlicher Härte geführt, weil beide Spaltungsprodukte der in den neunziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts kometenhaft zur Mittelpartei aufgestiegenen Polemiker mittlerweile sogar um ihren Wiedereinzug ins Parlament zittern müssen. Der zünftige Spitzenkandidat Westentaschler verstieg sich in seinem ausländerkritischen Wahlkampf unlängst sogar bis zu den österreichischen Gipfelkreuzen, die im Zuge einer islamistischen Geheimaktion angeblich durch Halbmonde ersetzt werden sollen. Der bei Turnschuhterroristen gefürchtete ösische Alpinverein (ÖAV) wurde in Alarmbereitschaft versetzt und mit Jausenmessern ausgerüstet. Sollten die Wahlen tatsächlich unter weltweiter Aufsicht stattfinden, ist immerhin der Aufwand überschaubar: Der Sitz des Generalsekretariats der OSZE ist in der Bundeshauptstadt Ösiens, die Demokratiewächter haben es also viel näher als zu ihren sonstigen Einsatzgebieten auf dem Balkan, im Kaukasus, in Zentralasien, im nahen Osten oder in Afrika.